Wer meint, Solidarität durch Abstand wäre auch im Laufsport einer abnehmenden Sensibilität für die Corona Pandemie oder individuellem Freiheitsdrang gewichen, konnte sich beim 10. Generali Köhlbrandbrückenlauf vom positiven Gegenteil überzeugen lassen. Dieses Privileg wiederum konnten zumindest vor Ort fast ausschließlich nur die 1.600 Aktiven sowie etwa 100 Organisatoren und Medienschaffende erleben. Zuschauer hatten zum streng abgeschirmten 20.000qm großen Veranstaltungsgelände auf dem Terminalgelände am Windhukkai keinen Zugang, und so postierte sich lediglich eine Handvoll Schaulustige am ersten öffentlichen Streckenabschnitt 100m hinter dem Start.
Cheforganisator Frank Thaleiser wagte schon nach dem zweiten von acht Läufen mit je 200 Teilnehmern*innen eine vorläufige positive Analyse: „Alles läuft bislang reibungslos und voll nach Plan. Dies liegt zum einen sicher an den großzügigen Nutzflächen, die eine simple Einbahnstraßenmechanik mit ständig fließenden Teilnehmerströmen erlauben. Zum anderen, und das ist der fast wichtigere Faktor, sind es die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich durchweg vorbildlich verhalten.“ Die Mischung aus Vernunft, Verständnis für die Corona konform reduzierten Rahmenbedingungen und Freude, überhaupt wieder bei einem Laufwettkampf starten zu können, sollte sich als roter Faden auch bis zum letzten Lauf um 15.00 Uhr durch die Veranstaltung ziehen.
Daneben sorgten zahlreiche sportliche Akzente bis zum Schluss für Aufsehen. Zunächst griff Deutschlands Top Langstreckenläufer Philipp Pflieger (Lauf Team Haspa Marathon Hamburg) beim 10:00 Uhr Lauf in das Renngeschehen ein. Diesen Lauf gewann er ebenso erwartungsgemäß wie fulminant nach 36:41 Minuten. Damit markierte er zudem einen neuen Streckenrekord und verbesserte dabei die alte Bestmarke über die 12 Kilometer-Distanz aus dem Jahr 2012 (38:54) um mehr als zwei Minuten. So war ihm auch der Sieg in der Gesamtwertung nicht mehr zu nehmen. „Meine Premiere beim Generali Köhlbrandbrückenlauf bot jede Menge toller Eindrücke: sportlichen Anspruch mit ordentlichen Steigungen und reichlich Wind, insbesondere auf dem Rückweg, einen grandiosen Blick auf die Hamburger Skyline und nicht zuletzt das unvergessliche Gefühl, über dieses bauliche Meisterwerk zu rennen – dann noch die Belohnung im Ziel – großartig!“
Ähnlich verheißungsvoll sah es zunächst für Pfliegers Verlobte Barbara Ferstl (LG Telis Finanz Regensburg) aus, die ebenfalls beim 10.00 Uhr Lauf gestartet war und diesen nach 51:25 Minuten gewann. Lange sah es danach aus, als würde dies auch für den Gesamtsieg in der Damenwertung reichen, doch im letzten Lauf um 15.00 Uhr sollte die erst 18-jährige Hamburgerin Felice Haverland (Barsbütteler SV) nach 50:26 Minuten diesen für sich entscheiden.